»Wie krass, dass ich nicht einen Schritt vorwärts machen konnte!«, äußerte eine Teilnehmerin, die in die Rolle einer 42-jährigen muslimischen Hausfrau marokkanischer Herkunft schlüpfte. Diese simple klingende Übung, der »Privilege Walk«, öffnete Augen und Herzen.
Eine andere Stimme aus dem Workshop: »Je weiter ich vorne ankam, umso weniger habe ich mich dafür interessiert, was hinter mir stattfand.« Diese Aussage zeigt, wie schnell wir in unserer eigenen Perspektive gefangen sein können.
Empathie ist wie eine Brücke zwischen unterschiedlichen Lebenswelten. Sie ermöglicht es uns, die Welt durch die Augen anderer zu sehen. »Was du nicht willst, was man dir tut, das füg auch keinem anderen zu« – diese so genannte »Goldene Regel« der Nächstenliebe, einer der Grundsätze der praktischen Ethik, begleitet mich seit meiner Kindheit. Er hat damals einen tiefen Eindruck bei mir hinterlassen und hilft mir bis heute, meinen Kompass immer wieder neu auszurichten. Der Workshop mit den Studierenden demonstrierte ein weiteres Mal sehr eindrucksvoll, wie wichtig es ist, diese Fähigkeit zu kultivieren:
Bewusstsein schärfen: Erkennen Sie Ihre eigenen Vorurteile und hinterfragen Sie sie.
Zuhören lernen: Oft verstehen wir erst, wenn wir wirklich zuhören. Hinhören.
Fragen stellen: Seien Sie neugierig auf die Geschichten hinter Ihrem Gegenüber.
Erfahrungen teilen: Eigene Verletzlichkeit zu zeigen, öffnet Türen für echte Verbindungen.
Wertschätzende Kommunikation ist der Schlüssel zu einem besseren Miteinander. Sie hilft uns, Brücken zu bauen, wo vorher Gräben waren. Wie können wir das im Alltag umsetzen?
Verwenden Sie »Ich-Botschaften« statt Verallgemeinerungen.
Suchen Sie nach Gemeinsamkeiten, nicht nach Unterschieden.
Bleiben Sie offen für neue Perspektiven und Ideen. Fragen Sie sich: »Aus welchem Blickwinkel könnte ich die Situation noch betrachten?«
Versuchen Sie, das »Ja, aber«, das Ihnen auf der Zunge liegt, umzuwandeln in ein »Ja, und«.
Die Erfahrungen aus dem Workshop zeigen: Wenn wir etwas bewegen wollen, geht dies nicht ohne Empathie, ohne wertschätzende Kommunikation und ohne ein Verständnis füreinander. Jede*r von uns hat die Macht, einen Unterschied zu machen – Schritt für Schritt.
Fragen Sie sich: Welchen Schritt kann ich heute machen, um meine Perspektive zu erweitern? Wie kann ich aktiv zuhören und Verständnis zeigen, besonders für Menschen, deren Erfahrungen sich von meinen unterscheiden?
Denn wie ein Teilnehmer so treffend meinen Vortragstitel aufgriff: »Wir gelangen tatsächlich nur durch einander durchs Durcheinander.«
Ich wünsche Ihnen viele überraschende und freudvolle Begegnungen dabei!
»Im Rahmen der Module ›Soziale Kompetenz‹ und ›Interprofessionelle Kompetenz‹ der Bachelor-Studiengänge Medical Controlling und Biomedizin habe ich Alexandra Kampmeier als Gastrednerin an die Medical School Hamburg eingeladen. Unter dem Motto ›Durch einander durchs Durcheinander‹ bot sie den Studierenden einen humorvollen und kurzweiligen Vortrag, der perfekt auf die Zielgruppe abgestimmt war. Der anschließende Workshop griff ausgewählte Vortragsinhalte auf und machte sie durch abwechslungsreiche Übungen praktisch erlebbar.
In den Diskussionsrunden zwischen den Übungen konnten die Studierenden ihre Eindrücke angeregt und konstruktiv reflektieren. Der Fokus auf Empathie ermöglichte es ihnen, verschiedene Perspektiven einzunehmen und starke Emotionen zu erleben, auf die Frau Kampmeier mit großer Sensibilität und gleichzeitig erfrischender Leichtigkeit reagierte.
Insgesamt regte der Tag zum Nachdenken an, förderte die persönliche Entwicklung der Studierenden und bereicherte die Veranstaltungsreihe des Semesters enorm. An dieser Stelle nochmals ein großes Dankeschön, auch im Namen der Studierenden. Ich freue mich darauf, Alexandra Kampmeier bei vielen weiteren Gelegenheiten im Rahmen der Lehre an der MSH begrüßen zu dürfen.«